35

 

Mit dem Messer, das in ihren Hals biss, um sie zum Schweigen zu zwingen, drängte Ben Tess aus dem Haus, auf die Straße und in ein wartendes Auto. Er roch schlecht, nach saurem Blut und Schweiß und einem Hauch von Verwesung. Seine Sachen waren schmutzig und zerknittert, sein sonst golden schimmerndes Haar hing ihm ungewaschen, zerzaust und strähnig in die Stirn. Als er sie auf den Rücksitz des Autos stieß, erhaschte Tess einen Blick auf seine Augen. Sie waren stumpf und matt und sahen sie mit einer kalten Gleichgültigkeit an, die ihr eine Gänsehaut machte.

Und Ben war nicht allein.

Zwei weitere Männer warteten im Wagen. Beide saßen vorn.

Beide hatten diesen leeren Ausdruck in den Augen.

„Wo ist es, Tess?“, fragte Ben, als er die Tür des Wagens zuschlug und sie in dem dunklen Fahrzeug einschloss. „Ich habe neulich eine Kleinigkeit in der Klink gelassen, aber jetzt ist sie nicht mehr da. Was hast du damit gemacht?“

Das Flashdrive, das er geleugnet hatte versteckt zu haben.

Das sich gegenwärtig in Dantes Besitz befand. So sehr sie an Dante zweifelte, nach allem, was sie über ihn erfahren musste -  was sie jetzt in Ben sah, war wesentlich schlimmer. Sie begegnete seinem verstörend leblosen Blick und schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Falsche Antwort, Doc.“

Tess war völlig unvorbereitet auf die Faust, die hervorschoss und sie an der Seite des Kopfes traf. Sie schrie auf, fiel hart in den Sitz und fühlte den Schmerz in ihrem Gesicht explodieren.

„Vielleicht kannst du in der Klinik klarer denken“, sagte Ben.

Auf sein Zeichen trat der Fahrer aufs Gas, und der Wagen rollte die Straße entlang. Sie fuhren vom North End zu ihrer Klink im Osten von Boston. Bens Lieferwagen stand hinter dem Gebäude, daneben parkte Noras alter Käfer.

„O Gott“, murmelte Tess. Der Anblick des Wagens ihrer Assistentin machte ihr Angst. „Was habt ihr mit ihr gemacht, Ben?

Sag mir, dass du ihr nichts getan hast …“

„Komm mit, Doc“, sagte er, ignorierte ihre Frage und öffnete die Tür, während er sie mit dem Messer antrieb, sich in Bewegung zu setzen.

Wie befohlen stieg Tess aus, gefolgt von Ben und den beiden Schlägern, die ihn begleiteten. Sie brachten sie durch den Hintereingang in die Klinik, durch den Lagerraum und die leere Hundezwingerabteilung. Ben stieß sie weiter vorwärts bis in den Empfangsbereich der Klinik. Alles war verwüstet, Karteikästen umgestoßen und auf den Boden entleert, Möbel zerborsten, Chemikalien und Medikamente überall verstreut. Die Zerstörung war vollständig, aber erst als Tess Nora sah, schluchzte sie würgend auf.

Ihre junge Assistentin lag hinter dem Empfangstresen am Boden und hob den Kopf, als Tess hereingebracht wurde. Sie hatten sie an Händen und Füßen mit Telefonkabel gefesselt und ihren Mund mit Mullbinden aus dem Notfallkasten geknebelt.

Nora weinte, ihr Gesicht aschfahl, die Augen geschwollen und rot von offensichtlich stundenlanger Tortur. Aber sie lebte noch, und das allein bewahrte Tess davor, sich vollständig aufzugeben.

„Ach, Nora“, sagte sie gebrochen. „Es tut mir so leid. Ich hol dich da raus, ich verspreche es.“

Neben ihr kicherte Ben. „Ich bin so froh, dich das sagen zu hören, Doc. Denn das Schicksal der kleinen Nora hängt jetzt ausschließlich von dir ab.“

„Was? Wie meinst du das?“

„Du wirst uns jetzt helfen, das Flashdrive zu finden, oder du wirst zusehen, wie ich der kleinen Schlampe die Kehle aufschlitze.“

Hinter dem Knebel in ihrem Mund schrie Nora auf. Sie begann wild an ihren Fesseln zu zerren, alles umsonst. Einer von Bens breiten Kumpanen kam herüber und zerrte sie auf die Füße. Er hielt Nora in einem schmerzhaften Griff und zog sie näher heran, bis nur noch ein paar Handbreit die beiden Frauen trennten. Nora bettelte mit den Augen, nackte Panik ließ sie im harten Griff ihres Fängers zittern wie Espenlaub.

„Lass sie gehen, Ben. Bitte.“

„Reich mir das Flashdrive rüber, und ich werde sie gehen lassen, Tess.“

Nora stöhnte, es klang flehentlich, verzweifelt. Tess wusste jetzt, was echte Verzweiflung war, eine knochentiefe Qual, die sich nur noch tiefer in sie bohrte, als sie ihrer Freundin in die Augen sah und begriff, dass Ben und diese anderen Männer es todernst meinten. Sie würden Nora töten -  voraussichtlich auch Tess - , wenn sie ihnen nicht gab, was sie haben wollten. Und sie konnte es ihnen nicht geben, weil sie es nicht hatte.

„Ben, bitte. Lass Nora gehen und nimm stattdessen mich. Ich bin es, die das Flashdrive genommen hat, nicht sie. Sie ist überhaupt nicht verwickelt in …“

„Sag mir, wo du das Flashdrive gelassen hast, und ich lasse sie vielleicht gehen. Wie ist das, Doc? Fair genug für dich?“

„Ich habe es nicht“, murmelte sie. „Ich habe es unterm Untersuchungstisch gefunden, wo du es versteckt hattest, aber ich habe es nicht mehr.“

Er fixierte sie mit diesem gefühllosen Starren, ein Muskel zuckte an seinem Kinn. „Was hast du damit gemacht?“

„Lass sie gehen“, wand sich Tess. „Lass sie gehen, und ich erzähle dir alles, was du wissen willst.“

Ben hob einen Mundwinkel. Er begutachtete das Messer, das er hielt und mit dessen rasiermesserscharfen Klinge er herumspielte. Dann, in einer blitzartigen Bewegung, fuhr er herum und stach Nora damit in den Bauch.

„Nein!“, schrie Tess. „Oh Gott -  nein!“

Ben schwang zurück zu ihr, so ruhig, wie man nur sein konnte. „Das ist nur eine Wunde in den Eingeweiden, Doc. Sie kann das überleben, wenn sie schnell genug Hilfe bekommt, also fang lieber an zu reden.“

Tess’ Knie gaben nach. Nora blutete heftig, die Augen verdreht vom Schock.

„Gott verdamme dich, Ben. Ich hasse dich.“

„Und ich kümmere mich nicht länger darum, was du von mir denkst, Tess. Alles, worum ich mich kümmere, ist das Flashdrive zurückzubekommen. So. Wo zum Teufel ist es?“

„Ich habe es jemandem gegeben.“

„Wem?“

„Dante.“

Das verursachte das Aufflackern eines kleinen Fünkchens von Feindseligkeit in Bens teilnahmslosem Blick. „Du meinst diesen Kerl -  den du bumst? Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was du da angerichtet hast? Weißt du, was er ist?“

Als sie nicht antwortete, schüttelte Ben den Kopf und kicherte plötzlich. „Tja, du hast wirklich Mist gebaut, Tess. Es liegt nun nicht mehr in meinen Händen.“

Damit riss er seinen Arm hoch, und die Klinge beschrieb denselben Bogen zu Nora, wo sie seine Drohung von eben wahr machte. Tess wimmerte auf, als ihre Freundin leblos zu Boden fiel. Ben und einer seiner Komplizen packten Tess, ehe sie Nora erreichen konnte -  und zerstörten den kleinen Funken Hoffnung, sie könnte durch ihre Berührung Noras Leben retten. Sie schleppten sie von der Leiche weg und hielten ihre Arme und Beine fest, als sie sich in einem Ausbruch tierischer Verzweiflung zu wehren versuchte.

Kämpfen war aussichtslos. Nach wenigen Sekunden lag Tess auf dem Boden eines der Untersuchungsräume und hörte das metallische Klicken des Schlosses, als Ben sie einsperrte. Sie konnte nichts mehr tun, um ihr Schicksal abzuwenden.

 

Nikolai fuhr wie eine gesengte Sau. Er trieb den schwarzen Geländewagen in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt. Die Versuchung, zuzusehen, wie die sonnenbeschienenen Straßen und Gebäude an den dunklen, UV-Strahlen absorbierenden Fenstern vorbeiflogen, war groß. Es war eine Aussicht, die Dante nie genossen hatte, auf die er aber auch in Zukunft gern verzichten wollte. Er hielt seinen Kopf gesenkt und konzentrierte seine Gedanken auf Tess.

Er und die anderen waren von Kopf bis Fuß in schwarze Schutzkleidung aus Nylon gehüllt: Arbeitsanzüge, Handschuhe, Skihauben mit Gesichtsmaske und eng anliegende Skisonnenbrillen, um die Augen zu schützen. Trotzdem war der kurze Sprint vom Fahrzeug zur Hintertür der Klinik ein harter Gang.

Dante führte die Aktion an und verschwendete keine Zeit.

Die Waffe im Anschlag, platzierte er seinen bestiefelten Fuß in der Mitte der Lagerraumtür und trat die Stahlfüllung aus den Angeln. Rauch von den Feuern, die Sullivan überall zu legen begonnen hatte, wirbelte ihnen entgegen. Die schwelenden Brände loderten durch den frischen Sauerstoff, der jetzt von draußen kam, sofort auf. Sie würden nicht viel Zeit haben, das hier zu Ende zu bringen.

„Was zum Teufel ist hier los?“

Auf das Getöse brechenden Metalls und fliegender Trümmer von der Tür kam ein Lakai herbeigerannt, um zu sehen, was vor sich ging. Niko ließ es ihn ohne Verzögerung wissen, indem er ihm eine Runde Stahlmantelgeschosse in den Schädel pumpte.

Jetzt, wo sie drin waren, roch Dante durch den Rauch hindurch Blut und Tod -  nicht den frischen Toten zu ihren Füßen und glücklicherweise auch nicht Tess. Sie war noch am Leben.

Er fühlte ihre Angst wie seine eigene. Ihr augenblicklicher Zustand voller Sorge und Schmerz versengte ihn wie glühendes Eisen.

„Leert das Gebäude und löscht die Feuer!“, befahl er Niko und Chase. „Tötet jeden, der euch in die Quere kommt.“

 

Tess zerrte auf dem Untersuchungstisch an den stramm gebundenen Kabeln, die ihre Hände und Füße hinter ihrem Rücken fesselten. Sie rührten sich nicht. Aber sie musste es weiter versuchen, selbst wenn all ihr Kämpfen nur dazu diente, ihren Wächter zu belustigen.

„Ben, warum tust du das? Um Gottes willen, warum musstest du Nora töten?“

Ben schnalzte mit der Zunge. „Du hast sie getötet, Tess, nicht ich. Du hast meine Hand gezwungen.“

Panik würgte sie, als Ben an sie herantrat.

„Weißt du, ich hatte angenommen, dich zu töten würde schwierig sein“, flüsterte er neben ihrem Ohr, und sein heißer, saurer Atem attackierte ihre Nase. „Du hast es mir sehr leicht gemacht.“

Sie beobachtete mit flatternden Nerven, wie er um die Tischplatte kam und sich auf Augenhöhe zu ihr herunterbeugte.

Seine Finger griffen hart in ihre Haare, als er ihr Gesicht von der kalten Metallplatte hob. Seine Augen waren die eines toten Mannes, der leeren Hülle eines menschlichen Wesens, nicht mehr der Ben Sullivan, den sie einmal gekannt hatte.

„So hätte es nicht kommen müssen“, sagte er in trügerisch höflichem Ton zu ihr. „Du sollst wissen, dass du dir das selbst eingebrockt hast. Sei dankbar, dass ich dich nicht meinem Meister überlasse.“

Er streichelte ihre Wange, seine Berührung war widerwärtig.

Als sie zurückzuckte, griff er fester in ihr Haar und zwang sie, ihn anzusehen. Er lehnte sich vor, als ob er sie küssen wollte. Sie spuckte ihm ins Gesicht, wehrte sich mit den Mitteln, die er ihr gelassen hatte.

Tess spannte sich in Erwartung der Vergeltung, als er seine freie Hand hob, um sie zu schlagen. „Du verfluchte Hu…“

Er bekam nicht die Chance, seinen Satz zu beenden oder gar sie zu schlagen. Ein Schwall eiskalter Luft zog durch die plötzlich klaffende Türöffnung herein, einen Moment bevor die massive Gestalt eines Mannes in schwarzer Kleidung mit undurchsichtiger Skibrille den Raum ausfüllte. Schusswaffen und Klingen hingen an seinen Hüften und in den dicken Lederholstern, die sich über seiner muskulösen Brust kreuzten.

Dante.

Tess hätte ihn überall erkannt, auch unter dem Schutz von all dem Schwarz. Hoffnung flammte in ihr auf, zusammen mit Erstaunen. Sie konnte fühlen, wie er sie mit seinem Geist berührte, ihr versicherte, dass er sie heil hier rausbringen würde.

Dass sie jetzt nichts mehr zu fürchten hatte.

Im selben Moment fühlte sie seine Wut. Ihr eiskalter Hauch wallte von seinem mächtigen Körper und konzentrierte sich auf Ben. Dante senkte den Kopf, der Fokus seines Blicks auch durch die dunklen Linsen spürbar, die seine Augen beschirmten. Ein Glühen schien durch die schwarzen Gläser -  funkelnd klar und tödlich.

Mit der Geschwindigkeit eines Lichtstrahls hob Bens gekrümmter Körper vom Boden ab und flog in die Schränke an der Wand. Er trat und schlug um sich, aber Dante hielt ihn allein mit der Kraft seines Willens in der Höhe. Als ein weiterer schwarz gekleideter Krieger im Flur auftauchte, knurrte Dante ein Kommando.

„Bring sie hier raus, Chase. Ich will nicht, dass sie das sieht.“

Dantes Kamerad kam herüber und schnitt Tess los, nahm sie vorsichtig auf die Arme und trug sie aus der Klinik zu einem Geländewagen, der im Leerlauf hinter dem Gebäude stand.

 

Sobald Chase Tess aus dem Raum gebracht hatte, löste Dante seinen mentalen Griff. Die Verbindung brach ab, und Sullivan fiel wie ein Stein zu Boden. Er versuchte sich aufzurappeln und das Messer zu fassen, das er auf dem Tisch hatte liegen lassen.

Dante ließ die Klinge mit einem harten mentalen Hieb wegfliegen, und die Spitze bohrte sich in die gegenüberliegende Wand.

Er schritt weiter in den Raum hinein. Seine eigenen Waffen ließ er stecken. Zu stark war das Verlangen, Ben Sullivan mit den Händen zu erledigen. Er wollte Vergeltung, und er hatte die Absicht, den Scheißkerl leiden zu lassen für das, was er Tess antun wollte. Und für alles, was er ihr schon angetan hatte.

„Steh auf“, befahl er dem Menschen. „Es endet hier.“

Sullivan kicherte, während er langsam auf die Füße kam. Als Dante seinem Blick begegnete, sah er das stumpfe Glimmen eines Geistsklaven in den Augen des Crimson-Dealers. Ben Sullivan war zu einem Lakaien umgedreht worden. Das erklärte immerhin, warum er zwischenzeitlich verschwunden gewesen war. Ihn zu töten hieß in jedem Fall, ihm einen Gefallen zu tun.

„Wo versteckt sich denn dein Meister dieser Tage, Lakai?“

Sullivan starrte ihn nur an.

„Hat er dir erzählt, wie wir ihm letzten Sommer in den Arsch getreten haben? Dass er mit dem Schwanz zwischen den Beinen weggerannt ist, statt dem Orden Auge in Auge entgegenzutreten? Er ist ein Feigling und ein Angeber, und wir werden ihn niedermachen.“

„Fick dich, Vampir.“

„Nein, ich denke nicht“, erwiderte Dante, der ein Zucken in den Beinmuskeln des Lakaien bemerkt hatte und an dieser vielsagenden Bewegung erkannte, dass Sullivan im Begriff war anzugreifen. „Fick dich selbst, du Stück Lakaienscheiße. Und fick auch den Hurensohn, dem du gehörst.“

Ein schrilles Kreischen kam aus dem Mund des Lakaien, als er sich durch den Raum auf Dante warf. Sullivan schlug und hämmerte auf ihn ein. Seine Fäuste flogen schnell, aber nicht so schnell, dass Dante sie nicht blocken konnte. Im Handgemenge riss Dantes Brustschutz ab und gab ein Stück Haut frei. Mit einem Aufbrüllen versetzte er dem Lakaien einen Schlag ins Gesicht und genoss das Krachen von Knochen und das dumpfe Schmatzen von reißendem Fleisch beim Einschlag.

Ben Sullivan ging der Länge nach zu Boden. „Es gibt nur einen wahren Herren der Rasse“, keuchte er zu Dante auf. „Bald wird er als König herrschen -  wie es sein Geburtsrecht ist!“

„Nicht im Entferntesten“, antwortete Dante, hob die Gestalt des Lakaien mit einer Hand vom Boden und schickte ihn in die Luft.

Sullivan glitschte über die polierte Oberfläche des Tischs, auf den er Tess gefesselt hatte, und krachte in die Fensterfront auf der anderen Seite des Raumes. Sofort richtete er sich wieder auf, sprang auf die Füße und pendelte wie ein Boxer tänzelnd vor den Rollos hin und her, die hinter ihm vor- und zurückschwangen. Dante schützte instinktiv seine Augen vor dem eindringenden Licht und riss den Arm hoch, um die Strahlen abzuschirmen.

„Was ist los mit dir? Zu hell für dich, Vampir?“ Er grinste durch seine blutverschmierten Zähne. In seiner Hand befand sich ein abgebrochenes Stück Schublade, das er hielt wie einen schartigen Knüppel. „Wie wär’s mit einer kurzen Szene aus Stirb langsam?“

Er schwang den Arm und zertrümmerte das Fenster, schlug die Rollos zur Seite und ließ die Glassplitter um sie regnen.

Sonnenlicht ergoss sich in den Raum und versengte Dantes Augen hinter der Schutzbrille. Er brüllte im plötzlichen Todeskampf seiner zerfetzten Hornhäute. In diesem kurzen Moment der Unachtsamkeit rollte Ben Sullivan unter ihm durch und versuchte zu entwischen.

Jetzt spürte Dante trotz der Schutzkleidung, wie seine Haut heißer wurde und zischte, wo das nackte Fleisch dem Licht ausgesetzt war. Zeitweilig blind, musste er den Lakaien mit seinen anderen Sinnen verfolgen, alle übersensibilisiert, seit seine Wut ihn verwandelt hatte. Die Fangzähne streckten sich in seinem Mund zu ganzer Länge. Seine Pupillen verengten sich hinter den dunklen Linsen zu senkrechten Schlitzen.

Er warf sich in die Luft, sprang in einer flüssigen Bewegung durch den Raum und stieß von hinten auf Sullivan nieder. Der Aufschlag warf beide zu Boden. Dante gab dem Lakaien keine Chance zu reagieren. Er griff ihn an Kinn und Stirn und beugte sich hinab, bis seine scharfen Reißzähne die Ohren des Scheißkerls kitzelten.

„Yippeekayay, Schweinebacke!“

Mit einem scharfen Ruck drehte Dante den Hals des Lakaien in seinen Händen. Er ließ den leblosen Körper zu Boden fallen und bemerkte kaum noch den sauren Geruch in der Luft und das leichte Zischen, das in seinen Ohren summte wie ein Schwarm Fliegen. Schmerz überflutete ihn, als er sich aufrichtete und von dem geborstenen Fenster wegtaumelte. Er hörte das schwere Stampfen von Stiefeln vor dem Raum, konnte aber den Blick nicht auf die dunkle Kontur scharf stellen, die jetzt den Raum zwischen den Türpfosten ausfüllte.

„Draußen ist alles klar -  heilige Scheiße!“ Nikos Stimme brach ab, dann war der Krieger an Dantes Seite, stützte ihn und geleitete ihn mit der gebotenen Eile aus dem lichtdurchfluteten Raum. „O Gott, D. Wie lange warst du dem ausgesetzt?“

Dante schüttelte den Kopf. „Nicht so lang. Der Scheißkerl hat das Fenster rausgehauen.“

„Ja“, sagte Niko mit seltsam erbitterter Stimme. „Ich kann’s sehen. Wir müssen dich hier rausbringen, Mann. Komm schon.“

Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
titlepage.xhtml
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_000.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_001.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_002.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_003.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_004.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_005.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_006.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_007.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_008.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_009.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_010.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_011.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_012.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_013.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_014.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_015.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_016.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_017.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_018.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_019.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_020.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_021.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_022.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_023.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_024.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_025.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_026.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_027.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_028.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_029.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_030.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_031.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_032.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_033.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_034.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_035.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_036.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_037.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_038.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_039.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_040.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_041.htm
Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11_split_042.htm